Kunst, Theater, Gastronomie und spektakuläre Visuals verschmelzen beim jüngsten Neuzugang in der Kopenhagener Kochszene, dem „Alchemist“, zu einem umfassenden multisensorischen Erlebnis.
Das „Alchemist“ ist das Geisteskind von Chefkoch Rasmus Munk, der bereits bei der ersten Inkarnation des „Alchemist“ im Jahr 2015 einen Sturm entfachte – wo in einer winzig dunklen, geheimnisvollen Gastrobar bis zu 15 Gästen eine Kavalkade politisch aufgeladener Gerichte serviert wurde. Nach zwei Jahren Bauzeit kann Munk nun endlich das neue, 20-mal größere „Alchemist“ präsentieren. Er will damit neue Dimensionen des Konzepts der feinen Küche erreichen.
Obwohl es im Restaurant Performer gibt, erleben die Gäste keine theatralische Darstellkunst. Der Kernpunkt ist nach wie vor das Verweilen und Essen – im mehr oder weniger traditionellen Sinne. Das Schauspiel ereignet sich überwiegend auf den Tellern, mit Subtext- und Recherche-Einschüben, die den Großteil der 50 „Impressionen“ auf der Speisekarte markieren. Die Speisekarte ist ambivalent. Sie ist ebenso versehen mit Kommentaren zu ernsten Themen, wie z. B. dem Umgang mit Müll und Lebensmittelresten, Plastikverschmutzung, sowie mit humoristischen Würdigungen von Andy Warhol und Casper, dem freundlichen Geist.
Das Drama wird durch die Innenarchitektur des dreistöckigen Restaurants in Szene gesetzt. Die Kuppel eines Planetariums von über 17 m Durchmesser überspannt den Hauptspeiseraum im Herzen des Restaurants. Die Gäste speisen in einer verwinkelten Bar, umgeben von atemberaubenden Bildern, wie z. B. einer Indoor-Wiedergabe des Aurora Borealis. Ein weiterer mehr als 2.000 qm großer Raum wird von einer Installation der NYC-Graffitikünstlerin Lady AIKO eingenommen, die das Ambiente und die multikulturelle Atmosphäre New Yorks vermitteln soll, und eine Licht- und Klanginstallation führt die Gäste durch ein Labyrinth aus LED-Leuchten, das am Ende den Kampf der LGBTQ-Community kommentiert.
Munk selbst hat diesen neuen Stil der Gastronomie Holistische Küche benannt. Soll er dieses Erlebnis mit einem Wort beschreiben, wählt er „filmisch“. Sein Wunsch für die Zukunft des „Alchemist“ ist einfach – und weitgreifend.
Ich hoffe, dass wir Dinge bewegen. Ich möchte, dass das „Alchemist“ die Gegenwart kommentiert und etwas schafft, das über die Gastronomie hinausgehen kann. Ich will, dass die Leute essen – und denken.